Dass Ihr wählen dürft, ist Euer Recht und keine Pflicht! Macht was draus!

Susanne Hierl, Abgeordnete im Deutschen Bundestag für die CSU, war einen ganzen Vormittag bei uns an der Wirtschaftsschule und betont: „Wir sollten in der Gesellschaft mehr miteinander reden statt übereinander!“

Susanne Hierl muss ein bisschen lachen, als sie von einer unserer Schülerinnen gefragt wird: „Wie viel Urlaub haben Sie eigentlich?“ Die 50-jährige Anwältin aus Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz, sie ist erst seit gut zwei Jahren im Bundestag. Und betont jetzt gleich noch einmal, dass sie sich über mangelnde Auslastung wirklich nicht beklagen kann. Denn während der Sitzungswochen in Berlin ist ihr Terminkalender eigentlich ganztägig gefüllt. Und das gilt auch, wenn sie unter der Woche ihren Wahlkreis 232 – der „Amberg“ heißt, aber viel viel größer ist als die Stadt oder der Landkreis – betreut. Weshalb sie auch zwei Büros unterhält, eines in Neumarkt, das andere hier in Amberg.

Ihr Wahlkreis deckt eine Fläche ab, die größer ist als das Saarland (also ein ganzes Bundesland!). Und wenn sie vom südlichsten Punkt, von Dietfurt an der Altmühl in den Norden nach Auerbach fährt, dann sind das mehr als 120 Kilometer, die sie unterwegs ist.

Und Urlaub? Nein, ein solcher ist für Bundestagsabgeordnete ohnehin nicht vorgesehen. Gleichzeitig aber darf sich Susanne Hierl ihre Arbeitszeit selbst einteilen. Was freilich nur in der Theorie gilt, denn die Praxis, die sieht ganz anders aus: Da drängen sich die Termine, da sind Fraktionssitzungen ebenso wahrzunehmen wie Plenarsitzungen. Und seit Beginn ihrer Zeit im Parlament – also seit der konstituierenden Sitzung des 20. Bundestags am 26. Oktober 2021 – da hat Susanne Hierl schon 26mal geredet. Und das, betont sie, „das ist vergleichbar damit, wenn Ihr ein Referat halten müsst!“

Überhaupt fällt auf: Der Lehrplan der Wirtschaftsschule hat viel zu bieten, um aus unseren Schülerinnen und Schülern einmal gute Abgeordnete werden zu lassen. Egal, ob für einen Gemeinde- oder Stadtrat oder ein Parlament wie Landtag, Bundestag oder das auf europäischer Ebene. Denn in der Debatten-Schulaufgabe im Fach Deutsch wie auch im Fach Englisch in der „mündlichen Schulaufgabe“, da müssen sich unsere Schülerinnen und Schüler auch einlesen, in ein Thema – um dann mit Klassenkameraden kontrovers zu diskutieren.

Das ist auch das tägliche Brot von Susanne Hierl: Sei es, dass sie als Juristin zur Legalisierung von Cannabis gefragt ist (die sie ablehnt, unter anderem deshalb, weil auch niederländische Kollegen sie diesbezüglich warnen) oder als Mitglied im Rechtsausschuss Fragen erörtert, was die Ausgestaltung des Selbstbestimmungsgesetzes (das das sog. Transsexuellengesetz ablösen soll) anbelangt.

Aber was Susanne Hierl noch ganz besonders wichtig ist, ist der Hinweis auf die Europawahl am 9. Juni 2024: Das Wahlalter ist gesenkt worden! Das heißt, ganz viele unserer Absolventen dürfen, soweit sie am Wahltag schon 16 Jahre alt sind, erstmals mitwählen. Leidenschaftlich appelliert die zweifache Mutter an das vor ihr sitzende Plenum: „Das ist eine erste Chance für Euch, auszuprobieren, wie das ist, wenn man wählt. Nutzt sie bitte! Dass Ihr wählen dürft, das ist Euer Recht und keine Pflicht! Macht was draus!“

Wer glaubt, unsere Jugend sei desinteressiert, an politischen Themen, irrt sich! Denn die muntere Diskussion im Anschluss, die Fragen nach den Bauernprotesten ebenso umfasste wie nach steigenden Energiepreisen, nach Entwicklungshilfe und den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten, sie zeigte: Es gibt tatsächlich erheblichen Redebedarf! Was Susanne Hierl sichtlich erfreut zur Kenntnis nimmt: „Ich glaube, das gilt für alle derzeitigen Themen, die für Unruhe in der Gesellschaft sorgen: Wir sollten mehr miteinander reden – und nicht so viel übereinander!“

[Text: Peter Geiger; Fotos: Matthias Peters]