Politik kurzweilig präsentiert
Der Landtagsabgeordnete Harald Schwartz (CSU) war zum Europatag an der Wirtschaftsschule zu Gast und führte eine Unterrichtsstunde lang vor, dass Kontroverse Spaß machen kann
Pressemitteilung Städt. Wirtschaftsschule Amberg
„Unangemessener Populismus einer Dame, die im Augenblick Kanzlerin ist!“ Die Veranstaltung mit Dr. Harald Schwartz im Neubau der Städtischen Wirtschaftsschule geht schon in die Schlussviertelstunde – und Carina aus der 10 b wollte soeben vom Landtagsabgeordneten wissen, ob EU-Mitgliedsstaaten wie Polen bestraft werden sollen, wenn sie sich weiterhin weigern, Flüchtlinge aufzunehmen. Nicht, dass die vorangegangenen dreißig Minuten etwa langweilig gewesen wären – jetzt aber zeigt sich, dass eine Diskussion von Schülern und einem geladenen Politiker am EU-Projekttag, moderiert vom stellvertretenden Schulleiter Günter Simmerl, durchaus spannend geraten kann. „Warum?“, will die 16-Jährige wissen. Und so beginnt der promovierte Jurist, der seit fünf Jahren als direkt gewählter Abgeordneter im Maximilianeum den Stimmkreis Amberg-Sulzbach vertritt, sein Handwerkszeug auszupacken. Das heißt: Musterhaft führt er den Schülern vor, wie man argumentiert. Wie man mit Beispielen und Begründungen Werbung macht und zu überzeugen versucht, für kontroverse Standpunkte. Polen nämlich habe in den letzten vier Jahren (in dem Zeitraum also, in dem sich aus der Krimkrise der bewaffnete Ukrainekonflikt entwickelte) aus diesem Raum rund eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Überhaupt, so Dr. Schwartz, mache man es sich bei uns in Deutschland zu leicht, wenn über Polen Ungarn und die anderen so genannten Visegrad-Staaten einseitig der Bannfluch ausgesprochen werde. Stattdessen plädiert Dr. Schwartz für mehr Geduld und Verständnis. Und führt private Erinnerungen an: Wenn er als Kind mit seinen Eltern in Urlaub gefahren sei, nach Italien oder auch in die Türkei – da hätten nicht nur Grenzkontrollen, sondern auch der Geldumtausch zu großen zeitlichen Verzögerungen geführt. Kürzlich erst sei er mit seiner Familie nach Tschechien gefahren – und wo bis 1989 der Eiserne Vorhang für stundenlange Wartezeiten gesorgt habe – da überquere man heute ohne Kontrollen die Schengen-Grenze. Sodass er seinen überraschten Kindern im Auto erklären musste, dass man längst im Nachbarland gelandet sei. Am Ende dieser Unterrichtsstunde herrschte jedenfalls in einer Sache bei den Wirtschaftsschülern Einigkeit: Politik kann angesichts eines so engagiert auftretenden Gasts auch eine sehr kurzweilige Angelegenheit sein.
Schulleiterin Brigitte Conchedda und ihr Stellvertreter Günter Simmerl freuten sich gemeinsam mit Schülern aus den Abschlussklassen der Wirtschaftsschule über ihren Gast Dr. Harald Schwartz: Musterhaft führte der Landtagsabgeordnete vor, dass kontroverse politische Diskussionen so kurzweilig sein können, dass eine Unterrichtsstunde wie im Flug vergeht.