Heimweh hatte ich noch nie!

Michaela aus der Klasse 9 b hat in den Ferien ein Praktikum absolviert – und zwar im norditalienischen Desenzano. Was so fremd und weit entfernt klingt, hat aber eine ganze Menge mit Amberg zu tun. Dies – und wie man sich in einem fremden Land verständigen kann – hat sie uns erzählt, als wir sie befragten, für unsere Wirtschaftsschul-Homepage.

 

WS: Michaela, während Deine Klassenkameraden sich in den Ferien entspannt haben, warst du arbeiten …

Michaela Preuß: Nein, arbeiten stimmt nicht ganz. Ich habe ein Praktikum absolviert. Und zwar in der italienischen Partnerstadt von Amberg, in Desenzano am Gardasee.

WS: Welchen Job hattest Du da, in Desenzano?

Michaela Preuß: Ich habe in einem Hotel an der Rezeption gearbeitet. Aber, um ganz ehrlich zu sein: Es war ein sehr breitgefächertes Aufgabenspektrum. Ich habe beispielsweise mitgeholfen, das Frühstück zu servieren. Eine weitere Aufgabe war es, regelmäßig die Liegen am Pool zu kontrollieren – und ich war auch dafür zuständig, Getränkebestellungen der Gäste entgegenzunehmen und denen dann entsprechend zu liefern, entweder aufs Zimmer oder an den Pool.

WS: War das so das Tätigkeitsfeld, das Du Dir vorgestellt hattest?

Michaela Preuß: Naja, das war nicht direkt das, was ich erwartet hatte. Aber, auf der anderen Seite war ich auf froh, dass es Abwechslung gab. Und ich musste nicht nur rumstehen – sondern ich konnte auch rumlaufen. Gleichzeitig aber war’s auch ein bisschen ungangehm, vor allem, weil ich auch darauf achten musste, dass keine Gäste zugegen waren, wenn ich wischte. Sobald jemand auftauchte, musste ich mit meinem Wischmob sofort verschwinden.

WS: Wie habt Ihr denn kommuniziert? Ist Dein Italienisch so gut, dass Du alles verstehst?

Michaela Preuß: Ich spreche gar kein Italienisch. Das meiste lief über Englisch – und wenn wir da nicht mehr weitergekommen sind, nutzten wir den Google-Übersetzer oder Hände und Füße. Ich verstehe sogar ein bisschen Italienisch, aber spreche eben die Sprache nicht. Allerdings musste ich auch ein paar italienische Wörter lernen, um das System zu verstehen, wie an der Rezeption gearbeitet wird. Also konkret: Das Computersystem kann man nur begreifen, wenn man bestimmte Wörter kennt, wie z.B. „Camere“ für „Zimmer“ oder „Pane“ für „Brot“.

WS: Vielleicht wissen das nicht alle: Aber die Stadt, die am Südufer des Gardasees gelegen ist, hat eine besondere Beziehung zu Amberg …

Michaela Preuß: Ja, hab ich doch oben schon gesagt: Desenzano, das ist eine von mehreren Partnerstädten von Amberg. Die Stadt in der norditalienischen Provinz Brescia liegt wunderschön am Südufer des Gardasees – und hat knapp 30.000 Einwohner. Gleich in der Nähe sind auch so berühmte Touristenorte wie Sirmione oder Städte wie Verona oder Mantua. Und auch nach Venedig ist es gar nicht so weit …

WS: Und wo warst Du da untergebracht?

Michaela Preuß: Bei einer italienischen Gastfamilie, die ich – obwohl ich schon beim Schüleraustausch dabei war – nicht kannte. Mit der 15-jährigen Tochter der Familie, mit Gaia, hab‘ ich mich sofort super verstanden. Und Mattia, der 11-jährige Sohn der Familie, ist auch ganz nett.

WS: Hattest Du nicht Heimweh?

Michaela Preuß: Nein, Heimweh hatte ich noch nie! Aber als ich wieder daheim war, hab ich mich natürlich gefreut, meine Freunde wieder zu sehen.

WS: Hat sich das gelohnt, eine Woche Deiner Ferien zu opfern für diese Tätigkeit?

Michaela Preuß: Ja, klar – würde ich schon sagen. Weil man kann immer was lernen, egal, ob es positive oder negative Erfahrungen sind.

WS: Wenn Du nicht gearbeitet hast – wie hast Du Deine Freizeit verbracht?

Michaela Preuß: Ich hab mit der Familie ganz viel PS4 gespielt, oder Monopoly. Ansonsten war ich im Pool, den meine Gastfamilie im Garten stehen hatte.

WS: Könntest Du Dir vorstellen, später mal im Ausland zu arbeiten?

Michaela Preuß: Ja, auf jeden Fall. Weil mir das total Spaß macht – auch fremde Kulturen kennenzulernen – und es ist immer eine interessante Erfahrung, zu sehen, was passiert, wenn man mit Englisch nicht mehr weiterkommt.

WS: Und die Hotelbranche, wäre das was für Dich?

Michaela Preuß: Da bin ich mir nicht so sicher. Lieber würde ich etwas Technisches machen. Oder ich könnte mir auch vorstellen, was Kreatives wie z.B. Fotografin zu werden.

WS: Kannst Du das an Deine Klassenkameraden aus der 10 b weiterempfehlen?

Michaela Preuß: Da bin ich ganz ehrlich: Aber das ist definitiv nicht für jeden was. Aber empfehle es jedem, der sich’s zutraut. Man muss auf jeden Fall gut Englisch können, sollte über einen großen Wortschatz verfügen. Und man sollte auch selbstbewusst und selbstständig sein – und im richtigen Augenblick das Wort erheben, weil sonst läuft man Gefahr, unter den Tisch gekehrt zu werden.