PLANSPIEL LANDTAG
Engagement ist unerlässlich!
„Der Landtag sind wir“: Beim „Planspiel Landtag“ verwandelte sich die Städtische Wirtschaftsschule in einen Lernort für Demokratie.
Das sind doch mal Schlagzeilen: Guttenberg ist zurück in der Politik! Die FDP spricht sich für Steuererhöhungen aus! Und: Die CSU macht im Landtag gemeinsame Sache mit den Grünen! Während mancher sich nun nachdenklich am Ohrläppchen kratzt und nach der versteckten Kamera Ausschau hält, kann der Chronist nur beteuern: Es war tatsächlich so und nicht anders, beim „Planspiel Landtag“ im Dezember 2012, im zweiten Stockwerk in der Städtischen Wirtschaftsschule!
Einen ganzen Vormittag lang schlüpften zwei Abschlussklassen – also rund 60 Schüler – im wahrsten Sinne des Wortes in die Rolle von Abgeordneten des Bayerischen Landtags: Sie änderten nicht nur ihre Namen (u. a. Guttenberg!), sie erhielten auch eine fiktive Biographie, in deren Rahmen sie in Fraktionssitzungen, in Ausschüssen und im Plenum agierten und anschließend Gesetzesentwürfe beschlossen.
Die Fraktion der Freien Wähler hatte einen Gesetzesentwurf eingebracht und dafür plädiert, dem steigenden Alkoholkonsum Jugendlicher durch eine Sperrzeitverlängerung beizukommen. Mit anderen Worten: Nachts zwischen 22 und 5 Uhr sollte der Verkauf von Bier und Schnaps generell untersagt bleiben. Der Vorschlag wurde nunmehr in den Fraktionen beraten. SPD und Grüne konnten den Plänen wenig abgewinnen und plädierten stattdessen für verstärkte Prävention und mehr Aufklärung. CSU und FDP kritisierten ihrerseits, eine solche Gesetzesänderung sei mit den Lebensgewohnheiten in Bayern nicht vereinbar: Könnte doch dann weder die Wiesn noch eine Kirwa unter ortsüblichen Bedingungen stattfinden. In den zuständigen Ausschüssen wurde kontrovers und abseits parteipolitischer Vorgaben diskutiert, weil doch hier sachliche Notwendigkeiten eine stärkere Rolle spielen als bei fraktionsinternen Beratungen. Und so ließ die FDP ihre Neigung dazu erkennen, Spirituosen höher zu besteuern, während sich in puncto Schulfach „Alkoholaufklärung“ für kurze Zeit ein Bündnis zwischen den Grünen und der CSU anbahnte. Am Ende im Plenum aber, da war die Planspiel-Welt wieder so geordnet, dass sie einer exakten Kopie der Wirklichkeit glich: Die Mehrheitsfraktion aus CSU und FDP setzte sich durch, die Opposition im Landtag musste sich mit der Minderheitsposition begnügen.
Sarah Nager aus der 10 c hat der Vormittag „richtig Spaß gemacht“. Am interessantesten fand sie, die die Rolle der SPD-Fraktionsvorsitzenden bekleidete, die Arbeit in den Ausschüssen: Weil da „so unterschiedliche Typen zusammenkamen und richtig frei diskutiert wurde“. Kevin Sedlmeier dagegen kritisierte das zu enge Konzept, das durch die Rollenspiele vorgegeben war: Als FDP-Fraktionsvorsitzender war der 17-Jährige aus der 11 a so sehr in ein Konzept eingebunden, dass er seine persönliche Meinung zu wenig einbringen konnte.
Angesichts so meinunsgsstark und selbstbewusst argumentierender Teilnehmer konnten sich die beiden Profis, Dr. Karl Vetter (MdL der Freien Wähler aus Cham) und Heinz Donhauser (MdL der CSU aus Amberg) nur freuen, mahnten aber: „Wenn Ihr nicht selbst mitentscheidet, dann wird über Eure Köpfe hinweg entschieden!“ Denn Engagement eines jeden Einzelnen sei in unserer Demokratie unerlässlich.